ALEXANDER RIEDEL
Regie / Buch1969 in Augsburg geboren, absolviert Alexander Riedel nach dem Schulabschluss erst eine Banklehre, holt dann 1993 sein Abitur nach und beginnt Politik und Theaterwissenschaften zu studieren. Später wechselt Alexander Riedel an die HFF, Hochschule für Fernsehen und Film, München. Während des Studiums arbeitet er auch an zahlreichen Theater- und Fotoprojekten. Zusammen mit Bettina Timm gründet Alexander Riedel 2000 die Produktionsfirma Pelle Film, für deren preisgekrönten Dokumentarfilm „Herr Zhu“ er 2002 auch die Kamera führt. 2004 und 2005 dreht Alexander Riedel für die Dokumentarfilm-Reihe „Menschen in Bayern“ des Bayerischen Rundfunks mehrere Folgen. Mit seinem Langfilmdebüt „Draussen bleiben“ absolviert Alexander Riedel 2007 die Filmhochschule. Der Dokumentarfilm feiert seine Premiere im gleichen Jahr bei den Internationalen Hofer Filmtagen und kommt 2008 bundesweit in die Kinos. Für „Draussen bleiben“ erhält Alexander Riedel zahlreiche Preise, darunter den Starter-Filmpreis der Stadt München, den FFF-Förderpreis Dokumentarfilm und den Förderpreis HDF beim Deutschen Dokumentarfilmpreis 2009. Nach MORGEN DAS LEBEN arbeitet Alexander Riedel momentan für den Bayerischen Rundfunk an seinem neuen Dokumentarfilm „Letzte Chance“, der drei im normalen Schulsystem gescheiterte Schüler auf ihrem Weg an einer Intensivschule begleitet.
FILMOGRAFIE
als Regisseur (Auswahl)2011/12
LETZTE CHANCE
Dokumentarfilm (in Arbeit)
2010
MORGEN DAS LEBEN
PelleFilm in Co-Produktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel,
in Zusammenarbeit mit FFF Bayern, BKM, Kuratorium junger deutscher Film, DFFF
2007
DRAUSSEN BLEIBEN
Dokumentarfilm, Kino (84 Min, 35 mm)
PelleFilm in Co-Produktion mit ZDF / Das kleine Fernsehspiel
HFF München, in Zusammenarbeit mit dem FFF Bayern
2005/06
Dokumentationen für den Bayerischen Rundfunk
2001/02
NACHTSCHICHT
Dokumentarfilm (83 Min, 35 mm)
PelleFilm in Co-Produktion mit ZDF / Das kleine Fernsehspiel
und HFF München
2000
B-MOVIE
Dokumentarfilm (60 Min, 35mm)
Förderpreis des FFF Bayern
Sonstiges (Auswahl)
2008/09
Mediales Bühnenbild für „Taxi – Ein Triptychon der Gewalt“ von
und mit Judith Al Bakri und Jochen Strodthoff, Pathos Transport Theater, München
2008
Fotoausstellung zu DRAUSSEN BLEIBEN
in der Seidl Villa, München
2006/07
STRASSENSPIELE Fotoausstellung und Texte
2003/04
Mediales Bühnenbild "Endstation Sehnsucht" v. T. Williams, Schauspielhaus Frankfurt a. Main
2002
Mediales Bühnenbild "Tod eines Handlungsreisenden" v. A. Miller, Schauspielhaus Düsseldorf
REGIESTATEMENT
Alexander Riedel über die Idee zu "Morgen das Leben"Mit vierzig ist es gewiss, die Mitte des Lebens ist erreicht und das Erwachsensein lässt sich nicht mehr abstreifen. Man wird unweigerlich zur Bestandsaufnahme gezwungen. Die innere Rebellion ist, wenn sie überhaupt stattgefunden hat, längst ad acta gelegt. Die wichtigen Weichen für die Zukunft sind, bewusst oder unbewusst, längst gestellt.
Der Wechsel in die Vierziger erweckt, als Ende der Vorläufigkeit erlebt, späte Einsichten - Nebenwirkungen des Erwachsenseins. Werde ich eine Familie haben, mit Kindern womöglich? Die Frauen steuern unweigerlich auf ihre Plateau-Phase zu. Die Kinderfrage wird, wenn sie nicht schon vor längerem beantwortet wurde, zum rhetorischen Rückzugsgefecht.
Es ist ein verflixter Übergang, eine Schwelle in ein anderes Leben, und es gibt keinen Weg zurück.
Wer in München mit Mitte dreissig noch keine Karriere nachweisen kann, oder sich anderswie finanziell als dazugehörig erweist, der hat es schwer, denn der Anspruch auf dokumentierbare Leistung quillt, anders als in anderen deutschen Grossstädten, aus allen Häuserecken.
Diese Stadt lässt dir keine Wahl. Ich beobachte das schon seit längerem voll Staunen im eigenen Freundeskreis - alte Freunde und Freundinnen, die ich noch von der Schulzeit her kenne, wirken heute wie Abziehbilder ihrer selbst. Ihr wahres Leben bleibt oft verborgen hinter einer Fassade von Eitelkeiten und Selbstbetrug.
Je mehr man sich umschaut, stellt man fest, dass es sich nicht nur um eine neue Art von midlife crisis handelt, sondern auch um ein gesellschaftliches Phänomen, das mit der Flexibilisierung in allen Lebens- und Arbeitsbereichen zu tun hat.
Diejenigen, die heute auf die Vierzig zugehen, sind als erste Generation davon erfasst. Das ändert jedoch nichts daran, dass jeder Einzelne existentiell und ganz individuell davon betroffen ist.
Diesem Phänomen will ich nachspüren und mit dem Film beginnen, bevor es mich selbst einholt..